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Schöne neue Welt

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Das 1932 entstandene Standardwerk von Aldous Huxley in Form einer Romanes in 18 Kapiteln spielt in Deutschland in einer weit entfernten Zukunft (im Buch wird von 632 nach Ford gesprochen)

Inhalt

Der Direktor der Brut- und Normungsanstalt Berlin (kurz:BuND) führt eine Gruppe von Studenten durch die Einrichtung. Dabei erklärt er den interessierten jungen Menschen die genaue Funktionsweise des sogenannten Bokanowsky-Verfahrens, ein Vorgang, der es möglich macht, aus einer einzigen Eizelle bis zu Hundert "Ableger" zu erschaffen. Dies schafft die Grundlage für den Normungsvorgang, der eine Arbeitsgruppe mit möglichst gleichen Mitgliedern schafft. Der BuND führt die Studenten weiter in den Lagerraum für Embryos. In diesem werden - von außer künstlich ernährt - Embryonen auf ihrer endgültige Aufgabe in der genau geregelten Gesellschaft des utopischen Weltstaates vorbereitet - durch Maßnahmen wie wochenlange Lagerung mit dem Kopf nach unten oder Beimischen von Alkohol in die Nährlösung. Nachdem die Kinder schließlich entkorkt sind, werden sie im Normungsraum, der nächsten Station der Besichtigungsgruppe, darauf trainiert, eine Abneigung gegen Dinge wie Bücher zu entwickeln. Außerdem werden ihnen wochenlang während des Schlafes Leitsprüche eingeredet, welche sie zwar nicht begreifen, sich aber merken sollen.

Im Garten stößt die Gruppe auf den Weltaufsichtsrat (WAR) Mustafa Mannesmann. Dieser erklärt den Schülern, dass Dinge wie Geschichtsunterreicht nach dem Gauben des Ford, welcher eine neue Zeitrechnung eingeführt hat und von der Gesellschaft als Gottersatz verehrt wird, genauso Blasphemie sei wie Gefühle oder Familienbewusstsein - Dinge, die durch die neue Ordnung völlig überflüssig wurden. Der Spruch "Jeder ist seines nächsten Eigentum", welcher den Schülern etliche tausend mal eingeredet wurde, veranlasst die Studenten zu eifrigem Kopfnicken.

Sigmund Marx ist ein Mitglied der höchsten Kaste in der Gesellschaft - als Alpha Plus ist er als Psychologie tätig. Da jedoch sein genialer Geist nicht gerade zu seiner hageren, fast schon an einen Epsilon erinnernden Gestalt passt, munkelt man, in seine embryonale Nährlösung wäre zu viel Alkohol geraten, was sein Wachstum behindert habe. Sigmund liebt die junge Lenina Braun, welche der Beta-Kaste angehört. Er will sie nicht nur für eine Nacht, wie es in der futuristischen Gesellschaft üblich ist. Stattdessen will er ihr zeigen, dass das Leben nicht nur aus positiven Gefühlen besteht, und fliegt mit ihr in ein Wildenreservat. Das Elend, die Krankheiten und auch das Fehlen der Wunderdroge Soma, welche nicht nur die Stimmung verbessert, sondern auch keine Nebenwirkungen und Gesundheitsschäden verursacht, und somit die beliebteste Droge der Gesellschaft ist, schrecken die junge Frau ab, und so will sie bald wieder zurück in ihre Heimat. In dem Reservat lernen die beiden Filine und ihren Sohn Michel kennen. Offenbar handelt es sich bei Filine um eine ehemalige Freundin des BuND - und bei Michel somit um dessen leiblichen Sohn. In der Tatsache sieht Sigmund eine Chance, seine drohende Ersetzung durch einen anderen Alpha-Plus Bürger abzuwenden. Er nimmt Filine und Michel mit in die Neue Welt.

Dort angekommen konfrontiert er den BuND vor anwesenden Arbeitern mit der Existenz seines Sohnes. Dies ist dem BuND extrem unangenehm, und er nimmt Reßaus und legt etwas später sein Amt nieder.

Der "Wilde" Michel ist seither eine berühmte Figur. Sigmund genießt seine Rollte als Vermittler zwischen "alter" und "neuer" Welt und wird mit der Zeit überheblich. Als Michel allerdings einen öffentlichen Auftritt mit Sigmund platzen lässt, weil er nach einer Konfrontation mit dem fehlenden Werbungsverhalten zwischen Mann und Frau eine sehr schlechte Meinung von der "Neuen Welt" hat, fühlt sich Sigmund irrsinnig blamiert. Filine hingegen genießt die Wunderdroge Soma in vollen Zügen - ihr ständiger Konsum, der ihr die Qualen der Umstellung auf eine neue Gesellschaftsordnung abnimmt, bringt sie allerdings an die Grenze zum Tod. In der Klinik wird Michel wieder mit den Erziehungsmethoden der neuen Welt konfrontiert: In den Sterbezimmern krabbeln kleine Babys, die so bereits früh mit dem Tod in Kontakt kommen sollen, was ihre Angst davor nimmt.

Der Tod seiner Mutter durch das Soma veranlasst Michel, eines Tages bei einer Somaverteilung an eine Gruppe von Delta-Industriearbeitern auf ein Podest zu steigen und den unterentwickelten Kreaturen zu sagen, wie schlecht diese Droge für sie sei. Diese verstehen ihn aber nicht und wollen ihn überwältigen, als er versucht, das Soma aus dem Fenster zu werfen. Er muss durch einen Somanebel überwältigt werden, was wiederum Sigmund, der Michels Aufpasser ist, ein Exil auf einer Insel einbringt.

Mit der Zeit erfährt Michel, dass der WAR, genau wie er, mit Büchern wie Othello oder der Bibel vertraut ist, aber dennoch der Meinung ist, dass die jetzige Gesellschaftsordnung zufriedenstellend sei. Michel jedoch fordert sein Recht auf ein eigenständiges Leben, und zieht sich auf einen einsamen Leuchtturm zurück, wo er in Abgeschiedenheit leben will. Allerdings hindert seine Flucht die Reporter nicht, ihn weiterhin zu belästigen. Schließlich sieht er den einzigen Ausweg aus seiner hoffnungslosen Situation darin, sich im Stiegenhaus des Leuchtturms zu erhängen.

Personen

Sigmung Marx

Ein wie jedes Mitglied seiner Kaste extrem intelligenter Mensch, der jedoch, möglicherweise durch einen Fehler bei seiner Aufzucht, nicht ganz der Norm entspricht. Durch diese Abweichung entwickelt er als einer der wenigen Menschen in seiner Gesellschaft ein Gefühl für seine Individualität. Er ist nachdenklicher als alle anderen und lehnt den Genuss der sogenannten "Soma-Urlaube" ab, da diese einen Verlust seiner Identität hervorrufen. Sein in den Augen der anderen abartiges Verhalten bringt ihm eine Menge Probleme, welche sein Leben als langen und harten Existenzkampf erscheinen lassen, der letztendlich in einer Versetzung auf eine Insel endet.

Lenina Braun

Sie ist zwar eine Angehörige der Beta-Kaste, ist jedoch mit dem Alpha-Mann Henry Päppler liiert und generell bei den männlichen Mitgliedern der höheren Kaste sehr beliebt. Sie findet gefallen an Sigmund Marx und auch an Michel. Allerdings hat sie durch ihre Erziehung und Lebensweise eine völlig andere Vorstellung davon, wie eine Beziehung aussehen soll, als Sigmund und Michel. Als sie sich letzterem einfach ohne jede Umwerbung sexuell hingeben will, wird sie enttäuscht.

Michel

Er ist der Sohn der Freundin des BuND für Berlin. Aufgewachsen ist er in einem Wilden-Reservat, wo ihm Werte wie Religion und Familienzusammengehörigkeit beigebracht wurden. Als Sigmund ihn in die "Schöne neue Welt" bringt, wird er mit der absichtlichen Unterdrückung dieser Dinge konfrontiert, was dazu führt, dass er die neue Zivilisation nicht annehmen will.

Mustafa Mannesmann

Der Weltaufsichtsrat hatte in seiner Jugend selbst Probleme mit der neuen Gesellschaftsordnung. Allerdings umgeht er diese in seiner hohen Position, sammelt Bücher und hält sein Wissen über die "alte Welt" geheim.

Der BuND

Der Brut- und Normungs Direktor ist davon überzeugt, dass das neue System die perfekte Welt für alle Erdenbürger darstellt. Sein Wissen über alle Vorgänge in s einer Fabrik soll repräsentativ für die geordnete Gesellschaft wirken. Umso mehr ist das plötzliche Auftreten seiner Freundin samt deren Sohn für ihn ein Fiasko - die Existenz seines Sohnes stellt ihn als Vertreter der "alten Ordnung" bloß.

Meinung

Dieses Buch zählt neben Bradburys Fahrenheit 451“ (1953) und Orwells 1984“ (1949) zur absoluten Science Fiction Standardlektüre. Die utopische Umgebung der Norm-Gesellschaft stellt eine Potenzierung der heutigen Entwicklungen dar. Was heute in einer zweischichtigen Gesellschaft, getrennt durch die Macht des Kapitals, nur durch eine demokratisch gewählte Regierung geregelt wird, ist in dem Roman zu einer durch 10 WARs unterjochten Gesellschaft herangewachsen, deren Mitglieder nicht mehr durch ihre menschlichen Eigenheiten zu unterschieden sind, sondern bereits im Embryonalstadium an eine Norm angepasst werden, der sie ihr Leben lang entsprechen und ihren von ihren Schöpfern vorgesehenen Zweck erfüllen werden. Dennoch darf man unter der Maske der schrecklichen Vorstellung, kein Individuum mehr zu sein und von einer Obrigkeit ausgebeutet zu werden, nicht die klaren Vorteile der in diesem Buch beschriebenen Gesellschaft übersehen: Die Menschen, die in der Geschichte beschrieben werden, sind ausnahmslos glücklich, solange sie tatsächlich ihrer Norm entsprechen. Die Wunderdroge Soma lässt ohne sichtliche Nebenwirkungen auf einfachste Weise die Probleme, die sogar in einer Welt, die ausschließlich einem vorgegebenen Schema folgt, auftreten können, verschwinden. Hier jedoch ziegt sich auch schon, wie zerbrechlich das Gerüst ist, das Huxley in diesem Buch konstruiert: Nur eine kleine Abweichung von der Norm, wie etwa Sigmund oder Michel, können es wie ein Kartenhaus einstürzen lassen. Doch gerade hier zeigt sich die Verführbarkeit des Menschen, den Problemen des Alltages einfach zu entfliehen und diejenigen, die "Ärger" machen wollen, einfach zu ignorieren.

Außerdem fragt sich, wodurch ein Mensch seine Werte definieren soll, wenn er ständig nur Positives erlebt. Wie oll jemand, der in seinem Leben noch nie gescheitert ist, das großartige Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, jemals zu schätzen lernen? Kann jemand, der niemals einsam gewesen ist, einen anderen Menschen lieben?

Kommentare zu diesem Buch

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